Die 83-jährige deutsche Konvertitin Emine Baltacı ist auf ihren Wunsch hin in der türkischen Provinz Trabzon beigesetzt worden. Darüber berichtete die Nachrichtenagentur Ihlas am Sonntag. Ihr Grab befindet sich auf einem Friedhof im Landkreis Sürmene. Sie war in einem Altenheim in Deutschland verstorben.
Vor 40 Jahren war die aus Köln stammende Frau zum Islam konvertiert und nahm einen muslimischen Namen an: Fortan hieß sie nicht mehr Renate, sondern Emine. Ihre türkischen Nachbarn, die ihr Interesse für den Islam geweckt hatten, erfüllten den letzten Wunsch, den sie hatte. „Lasst es nicht zu, dass man mich einäschert. Ich möchte in der Türkei begraben werden“, habe die 83-Jährige kurz vor ihrem Tod dem Familienfreund Ergin Çakır gesagt.
Dieser bemühte sich darum, den Leichnam der Familienfreundin nach Trabzon zu bringen. „Unsere Familie war mit Renate 40 Jahre lang befreundet“, sagte er. „Durch diese Freundschaft spürte sie eine Nähe für den Islam.“ Sie habe die Religion intensiv recherchiert und sich letztendlich entschlossen, dass der Islam die „richtige Religion“ für sie sei. „Sie besuchte Moscheen, versuchte, den Koran zu lernen und verrichtete das Gebet“, erklärte Çakır.
Nach ihrem Übertritt zum Islam habe Baltacı nicht nur positive Reaktionen erlebt – sie habe mit der „harschen Reaktion“ mancher ihrer Freunde kämpfen müssen. Dennoch habe die Konvertitin ein friedvolles Leben führen können. Den Ort Sürmene hatte Baltacı auch selber besucht, wie Çakır schilderte.
Familienfreunde bemühten sich um Beisetzung in Sürmene
Als Familie Çakır vom Altenheim erfahren habe, dass Baltacı auf dem Friedhof der Namenlosen eingeäschert werden soll, sei ein langwieriger bürokratischen Prozess in Gang gesetzt worden, um das zu verhindern. Letztendlich habe man die Überführung in die Türkei genehmigt bekommen.
„Es war nicht einfach, den Leichnam von Tante Emine zu bekommen“, hielt Çakır fest. Neben den Behörden habe die Familie auch die Tochter der Verstorbenen kontaktiert. Diese habe sich bedankt und eine Garantie eingefordert, dass ihr keine Kosten für die Beisetzung ihrer Mutter in der Türkei entstehen. „Wir händigten ihr das entsprechende Dokument aus und versicherten, dass wir alle Kosten der Beisetzung selber tragen werden.“ Zusammen mit den Spenden der Mitglieder der örtlichen Moschee konnte der Betrag laut Çakır gedeckt werden.
Der Imam, der die Beisetzung leitete, brachte nach der Beerdigungszeremonie seine Gefühle zum Ausdruck: „Die Familie Çakır rief uns aus Deutschland an und teilte uns mit, dass eine Muslimin in der Türkei beigesetzt werden möchte. Sie fragten uns, ob wir dies akzeptieren würden, worauf ich antwortete: Für uns ist sie wie unsere Mutter, wie unsere Schwester. Wir haben sie nie gesehen, doch sie berührte unser Herz.“