Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen nimmt zu
In Deutschland sind im vergangenen Jahr elf Prozent mehr ausländische Berufsabschlüsse anerkannt worden als im Jahr zuvor. Vor allem in medizinischen Berufen wurden mehr Abschlüsse anerkannt. Kritisiert wird jedoch die lange Bearbeitungszeit.
Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen nimmt zu (Others)

Erheblich mehr Fachkräfte aus dem Ausland haben im vergangenen Jahr die Anerkennung ihres in der Heimat erworbenen Berufsabschlusses in Deutschland beantragt. 49.500 Fälle waren 13 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Nach deutlich niedrigeren Zahlen in den Jahren 2020 und 2021 sei die Zuwachsrate damit wieder ähnlich hoch gewesen wie vor der Corona-Pandemie, ordneten die Wiesbadener Statistiker ein.

Anerkannt wurden den Angaben zufolge in Deutschland im vergangenen Jahr 52.300 im Ausland erworbene Berufsabschlüsse und damit elf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Seit 2016 haben sich somit die Zahl positiv beschiedener Verfahren fast verdoppelt: Damals waren 26.200 ausländische Berufsabschlüsse als vollständig oder eingeschränkt gleichwertig zu einer in Deutschland erworbenen Qualifikation anerkannt worden, erklärten die Statistiker.

Wie in den Vorjahren entfielen auch 2022 rund zwei Drittel (35.400) aller anerkannten ausländischen Berufsabschlüsse auf medizinische Gesundheitsberufe. Davon wiederum gut die Hälfte waren Pflegekräfte.

Die steigende Zahl von Anträgen mache Mut, befand die Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbandes Pflege (AGVP), Isabell Halletz. Es könnten allerdings aus Sicht des Verbandes noch mehr sein - „vorausgesetzt die Anerkennungsbehörden wechseln vom Modus des Bürokratismus in den Modus des Pragmatismus“, wie Halletz ausführte. «Der Flaschenhals bei der Anerkennung ausländischer Pflegekräfte liegt oft bei den zuständigen Behörden in den Ländern, die eine zügige Anerkennung unmöglich machen.»

Mit KI Verfahren verkürzen

Auch das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) wies darauf hin, dass eine Berufsanerkennung oft mehrere Monate dauere. „Mit Künstlicher Intelligenz und digitalen Anträgen könnte es deutlich schneller gehen“, schreibt das IW. Die Zuwanderung in den Arbeitsmarkt sei wichtig, denn bundesweit fehlten Fachkräfte. „Zuletzt konnten mehr als 632.000 Jobs nicht besetzt werden, Tendenz steigend. Um die Lücke zu verkleinern, braucht die deutsche Wirtschaft qualifizierte Zuwanderung aus“, fügte das IW hinzu.

Nach Angaben des Bundesamtes wurden im Jahr 2022 Berufsabschlüsse aus mehr als 170 Ausbildungsstaaten als vollständig oder eingeschränkt gleichwertig zu einer in Deutschland erworbenen Qualifikation anerkannt. Nach Herkunftsstaaten betrachtet kam demnach die größte Gruppe aus Bosnien und Herzegowina (4500 Menschen), dann von den Philippinen (4000) und aus Türkiye (3800). Aus der Ukraine wurden 1400 Abschlüsse anerkannt, damit lag die Ukraine in der Liste der Herkunftsländer auf Rang 12.

DPA