Das UN-Hilfswerk für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) braucht für die dringende Unterstützung der Zivilbevölkerung im Gazastreifen 104 Millionen Dollar (98 Mio. Euro). Es startete am Mittwoch einen entsprechenden Spendenaufruf.
Das Geld sei für die kommenden drei Monate nötig. Davon sollen Nahrungsmittel, Medikamente und anderes Material für rund eine halbe Million Menschen beschafft werden, teilte das UNRWA mit. Die Lagerbestände des Hilfswerks im Gazastreifen reichten nur noch, um rund 150.000 Menschen für zwölf Tage zu versorgen.
Die Vereinten Nationen hatten den Spendenbedarf für das Gesamtjahr 2023 vor der jüngsten Eskalation der Gewalt für die von Israel besetzten palästinensischen Gebiete mit 502,3 Millionen Dollar beziffert. Erst 46 Prozent der Summe waren bis Oktober eingegangen.
Im Gazastreifen leben nach UNRWA-Angaben rund 2,2 Millionen Menschen. Israel hat nach dem Gegenschlag der Hamas aus dem Gazastreifen eine totale Blockade verhängt und lässt keine Lieferungen von Trinkwasser, Lebensmitteln, Strom und Kraftstoff mehr durch. Israel kontrolliert bis auf einen auch geschlossenen Checkpoint nach Ägypten sämtliche Grenzübergänge zu dem Palästinenser-Gebiet. Zudem werden Ziele im Gazastreifen von Israels Armee bombardiert.
Das Hilfswerk warnte vor einer beispiellosen humanitären Tragödie. Auch in Konflikten müssten Regeln zum Schutz von Zivilisten eingehalten werden, teilte UNRWA-Chef Philippe Lazzarini mit. „Es muss umgehend Hilfe für Zivilisten geleistet werden, die nirgends hin fliehen können: Trinkwasser, Nahrungsmittel, Medikamente.“
Der Gazastreifen wird von Israel belagert. Es schränkt die Land- und Seeverbindungen sowie den Warenverkehr ein. Vorhanden ist nur ein kleiner Flughafen, der ebenfalls gesperrt ist. Der enge Küstenstreifen in Palästina gilt als eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt. Rund zwei Millionen Palästinenser leben dort zumeist in Flüchtlingslagern unter menschenverachtenden Verhältnissen.