Eine Woche nach einer blutigen Drogenrazzia in Rio de Janeiro mit 28 Toten sind in der brasilianischen Metropole tausende Menschen gegen von ihnen wahrgenommenen Rassismus und Polizeigewalt auf die Straße gegangen. Auf Protest-Plakaten waren am Donnerstag Aufschriften zu lesen wie: „Gegen Völkermord ist die Rebellion gerechtfertigt“ oder „Gerechtigkeit für Jacarezinho“. In dem Armenviertel Jacarezinho hatte sich die tödliche Drogenrazzia ereignet.
„Keine Kugeln, kein Hunger, kein Covid. Die schwarze Bevölkerung will leben!“, riefen die Demonstranten. Sie forderten ein Ende der ihrer Überzeugung nach weit verbreiteten Diskriminierung Nicht-Weißer, die in Brasilien rund 55 Prozent der Gesamtbevölkerung stellen. Der Protest am Donnerstag fiel mit dem brasilianischen Gedenktag für das Ende der Sklaverei vor mehr als 130 Jahren zusammen.
Bei der Drogenrazzia in Jacarezinho handelte es sich nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen um die tödlichste, die es je in einem der Armenviertel von Rio de Janeiro gegeben hat. Die Razzia am Donnerstag der vergangenen Woche hatte sich gegen mutmaßliche Drogenhändler gerichtet, die beschuldigt wurden, Minderjährige für ihre illegalen Geschäfte zu rekrutieren. Jacarezinho ist eine Hochburg der Bande Comando Vermelho (Rotes Kommando), die als größte Verbrecherorganisation Rio de Janeiros gilt.
In Brasilien stürben mehrheitlich schwarze Menschen durch Waffengewalt, seien arbeitslos oder würden nicht gegen das Coronavirus geimpft, beklagte am Donnerstag die Demonstrantin Dana Santana de Carvalho. „Es ist eine Politik es Völkermords, eine tödliche Politik.“ Ein weiterer Demonstrant, Alexandro Santos Visosa, sagte der Nachrichtenagentur AFP: „Wir sind hier, um eine Ende des Völkermords an Schwarzen zu fordern, und um Impfstoffe, Arbeitsplätze und Gleichberechtigung einzufordern.“ Anti-Rassismus-Proteste gab es auch in Brasília, Salvador und in der Wirtschaftsmetropole Sao Paulo.